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Janosch (*1931)

aus: Polski Blues

 

Wir gingen zurück in den Laden. „Nehmen Sie doch Platz“, sagte Koczulek, „machen Sie es sich bequem wie zu Haus. Bei Koczulek ist gleich jeder zu Haus wie bei sich selber. Sie kommen von Paris, wo ist meine Frau?“ Er humpelte nach draußen hinter das Haus und rief „Dulla, Dulka, komm…“

Kam zurück und bald hinter ihm atemlos seine dicke Frau. Drei Goldzähne, eine Zahnlücke, die restlichen gelb. Ein Tuch um den Kopf, eine Schürze und ein abgerissenes, polnisch gemustertes Kleid.

„Ich bin nicht gut angezogen, entschuldigen Sie…“

„Die Leute komm von Paris, was sagst du dazu?“

„Jaaa, Paris. Wir kennen das, mein Mann und ich. In Fernseh, das ist Ausland oder was, aber da haben Sie bestimmt Strumpfhosen mitgebracht. Zeigen Sie mir mal, was Sie haben! Womöglich schwarze. Mein Mann möchte ja auch so eine Frau haben, dass sie aussieht wie von Film…“  […]

Damit sie Ruhe gab und wohl auch, damit er endlich zur Sache kommen konnte, suchte Staszek im Auto nach den Strumpfhosen und brachte eine herein. Schwarz.

„Jesus, wie schön die aussehen!“ Die Frau strahlte und hob ihr Kleid bis zum Knie, hielt die Hose an das dicke bläulichrote Bein und rief: „Von der Farbe passen sie schon gut, patek, oder was sagen Sie?“

Und schon rannte sie nach hinten in eine Stube, um sie anzuziehen.








Janosch

Aus: Polski Blues

© Little Tiger Verlag, Hamburg

Seite 24

Textfeld: Mit den Worten der Dichter