Index & Home<<  1  2  3  4  5  6  7  8  9  10  11  12  13  14  15  16  17  18  19  20  21  22  23  24  25  26  27  28  29  30  31  32  33  34  35  36  37  38  39  40  NÄCHSTE >> 

Nelson Mandela (*1918)

aus: Der Lange Weg zur Freiheit

 

In den ersten Jahren in Alexandra lernte ich mehr über Armut als während meiner gesamten Kindheit in Qunu. Ich schien niemals Geld zu haben und schaffte es nicht, mit geringsten Mitteln zu überleben. Die Anwaltskanzlei zahlte mir zwei Pfund monatlich ...

 

Oft musste ich mich mit einer einzigen Mahlzeit begnügen und konnte meine Kleider nicht wechseln. Einmal schenkte mit Mr. Sindesky, der ungefähr so groß war wie ich, einen seiner Anzüge, und nachdem er gestopft und geflickt war, trug ich diesen Anzug tagtäglich fast fünf Jahre lang. Am Ende hatte er mehr Flicken als Anzugstoff.

 

An einem Nachmittag kehrte ich im Bus nach Alexandra zurück und nahm neben einem jungen Mann meines Alters Platz. Er war einer jener jungen Leute, die sich nach Art wohlgekleideter Gangster in amerikanischen Filmen anzogen. Ich bemerkte, dass meine Jacke den Saum seiner Jacke gerade noch berührte. Auch er bemerkte es und rückte vorsichtig von mir fort, damit meine Jacke die seine nicht beschmutzen konnte. Es war eine winzige Geste, komisch im Rückblick, aber damals schmerzlich.

 

 

 

 

 

 

 

 

Nelson Mandela, Der lange Weg zur Freiheit. © Nelson Rolihlaha Mandela 1994.

Deutsche Ausgabe: © S.Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1994.

Seite 8

Textfeld: Mit den Worten der Dichter