Kurzeinsatz im Kinderdorf Malambanyama, Zambia





















Liebe Freunde,
nix Cobra, wir sind heil zurück! Bevor wir uns persönlich melden, hier ein kurzer Überblick über unseren Aufenthalt in Zambia, der ein ganz und gar überwältigendes Erlebnis war, von dem wir noch lange zehren werden.

An erster Stelle die glücklichen Kinder in "Children's Town", einem Projekt von DAPP (Development Aid from People to People) 140 km hinter Lusaka, mitten im bush, der weit sich dehnenden Savanne. Die Kinder, die als Waisen oft jahrelang auf der Straße gelebt hatten, stehlend oder von Prostitution, erhalten nun eine solide Schulausbildung in einer liebevollen Schulgemeinschaft, nach der sie, weil hochmotiviert, stolz und fleißig, (wenn auch gelegentlich noch rückfällig als kleine Diebe) besser abschließen als die Schüler an Staatsschulen. 300 Kinder von über einer Million Waisen allein in Zambia (10% der Gesamtbevölkerung!), davon 750.000 Aids-Waisen .......

Was unsere Gruppe von 13 Leuten aus Deutschland, Belgien und Italien tun konnte, war nicht viel und doch hoch willkommen: wir reparierten, verputzten und bemalten mit unseren ungelernten Händen und einem Minimum an Werkzeug zwei sehr heruntergekommene Schlafsäle der temperament-vollen, wenn auch erstaunlicherweise keineswegs aggressiven Jungens, die 1/2 Jahr zuvor zuletzt bemalt worden waren. Wir legten neue elektrische Leitungen, wo die alten gestohlen und verkauft worden waren, so wie Matrazen, Zudecken, Werkzeuge, Schrauben oder eine Axt für 100 Kwacha (1,8 cent!) verscheuert wurden . 2 Schritte vor und 1 zurück, eine etwas bessere Rate als bei Sisyphus, und doch eine unglaubliche Leistung des Leiters der Schule, Moses Zulu, der vor 14 Jahren mit 2 Kindern in einem Zelt angefangen hatte, 11 Jahre davon ohne Strom und frisches Wasser!

Wir waren sehr schön in traditionellen Strohhütten untergebracht, bei Sonnenuntergang zu Bett, beim Aufgang nach einer recht kalten Winternacht wunderbar erholt wieder auf, und aßen meist mit den Kindern ("Nchima"=Polenta mit wechselnden leckeren Gemüsen - einmal auch Maus).

Tagsüber 12-29 Grad bei staubtrockner Luft, äußerst angenehm! Ich hatte bei den Kindern großen Erfolg mit meinen Versuchen, ihnen erstmals die komplizierte Technik des Kanonsingens beizubringen: "It's good to be in Children's Town" und "We will win together" klang nach ein paar Tagen aus jedem Winkel des weiten Geländes (250 Hektar, eine donation). Allerdings: die Kerlchen zu einer bestimmten Zeit zur Probe zu versammeln, kostete mich mehr Nerven als eine Operneinstudierung. Anna unterrichtete vor ihrer Hütte 3 ganz rührende Geigenschüler, und 6 bildhübsche junge Männer schauten fasziniert zu (und ich konnte den Photoapparat nicht finden!)

In der 3. Woche besuchten wir Livingstone und die über 2 km breiten "Victoria"-Falls, die Jahrtausende vor ihrer "Entdeckung" durch Herrn Livingstone schon "Mosi-y-tunia" hießen "Rauch, der donnert", was sie sehr gut beschreibt. Bei einer Bootsfahrt auf dem weiten, ruhigen Sambesi sahen wir Nilpferde und Krokodile, bei einer Safari im Nationalpark Nashörner (darunter 1 weißes!), Giraffen, Zebras, Hartebiests, Impalas, Antilopen, Affenhorden. Als Elefanten unserem Pickup bedrohlich nahe kamen, wurde es etwas spannend. Im Museum lernten wir viel über die frühen Königreiche, den Sklavenhandel, die Kolonisation durch die Briten (Zambia=Nordrhodesien) und die opferreichen Freiheitskämpfe.

Zwar sahen wir allüberall Armut, doch selten Elend, slumartige Ecken nur ganz vereinzelt in Lusaka. Aber es fehlt im ganzen Land an Infrastruktur, Ausbildung und Geld. Was die Bauern produzieren, können sie nicht verkaufen, weil es in dem riesigen Land viel zu wenige Straßen gibt. Simpelste Kenntnisse über Landwirtschaft, die über Subsistenzwirtschaft hinausgehen, fehlen vielerorts. DAPP leistet da Hervorragendes durch Beratung und Anleitung zu Kompostierung, Düngung, Bewässerung, holzsparenden Selbstbau-Herden etc. Im Zusammenhang mit dem Kampf gegen HIV-Aids, wovon Zambia eines der am meisten betroffenen Länder ist, wird großartige Arbeit geleistet in der Aufklärung über Hygiene (Bau von Latrinen und sicheren Brunnen), safer sex (ein früheres Tabu-Thema, das von "Child-Aid", einem weiteren DAPP-Projekt, mit der Landbevölkerung erstaunlich offen diskutiert wird) Sozialverhalten (die Rolle von Männern und Frauen). Hervorragend die Arbeit von HOPE mit den Infizierten, den positive-living, oft Witwen mit Babies.

Es macht sich hier niemand klar, mit wie wenig Geld dort wie viel zu erreichen ist, der Wechselkurs, mit dem man für 2 Euro ein T-bone-Steak bekommen kann, drückt noch keineswegs den Kaufkraftunterschied aus: für 100 $US kann ein Kind die gesamte Ausbildung bis zur Secondary School erhalten! Größten Respekt nötigte uns dabei die Direktorin einer Schule für 150 Kinder mit 3 unbezahlten Lehrern ab.

Am tiefsten aber waren wir beeindruckt von der Warmherzigkeit, Freundlichkeit und Fröhlichkeit der Menschen, die bei all ihrer Armut ständig lachen, singen und tanzen.

Wenn wir aus den über 500 Fotos, die wir gemacht haben, eine CD zusammengestellt haben, schicken wir euch ein Kopie. Hier in Mönchengladbach werden wir gerne auch Vorträge über das Erlebte halten.

Seid (Seien Sie) herzlich gegrüßt von
Ulla Putze + Helmut Breidenstein (und Anna, die schon wieder mit der Jungen Deutschen Philharmonie unterwegs ist)




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